Hinweis: 
Die Wortmeldung vom April 1998 ist den Internet-Seiten von Erich Köhler "Literatur konträr"
entnommen.

Wortmeldung


Palmström
nimmt Papier aus seinem Schube
und verteilt es kunstvoll in der Stube
und nachdem er Kugeln draus gemacht
und verteilt die Kugeln kunstvoll so, zur Nacht
dass er, wenn er plötzlich nachts erwacht,
die Kugeln knistern hört, und ihn ein heimlich Grugeln packt.
Dass ihn dann so, zur Nacht, ein Grugeln packt,
zum Spuk der packpapiernen Kugeln



Geschätzte Poeten, Essayisten, Novellisten,
in der Annahme, dass ein PEN-Zentrum keine Ansammlung von Hylikern ist, könnte ich es so mit Christian Morgenstern bewenden lassen. In der Annahme, dass diese Annahme zu generös wäre, beschließe ich das Forschungs- und Entwicklungsthema IM-Heinrich mit dieser Stellungnahme:

In der internationalen PEN-Charta steht n i c h t, dass ehemalige Stasi-Tätigkeit spektakulär offengelegt, und damit das Treiben rezenter Dienste gedeckelt werden soll.
Als ich in das Zentrum (Ost) aufgenommen wurde, gab es die DDR nicht mehr. Das MfS war aufgelöst.
Der auf mich zielende Berichtsteil befindet: "Köhler lehnt die Tätigkeit des Ehrenrates ab ...". Die restliche Satzkonstruktion hängt mir Selbststilisierung an. Wer meine literarischen Sujets kennt, kann mir zubilligen, dass ich auf Stilisierung außerhalb derselben nicht angewiesen bin. Den Ehrenrat lehne ich ab, weil dieser sich, wie aus dem Bericht hervorgeht, einseitig kapriziert.
Deutsche Spuklandschaft hatte einen geteilten Himmel, dann ging durch die Erde ein Riss, schließlich entstanden Risse im Eis. Heute gibt es nur noch blühende Landschaften. Sollte ich der Grund sein, dass zwei deutsche PEN-Zentren nicht zusammenwachsen dürfen, so fände ich das hirnrissig. Hysterische Entrüstung gegenüber der verschämten DDR-Staatssicherheit bei apathischer Hinnahme unverschämter öffentlicher Lauschangriffe in heutiger Landschaft, das überzeugt mich keines Besseren.
Alle Mühe, die D-Mark-Wende in eine Revolution umzudeuten, täuscht nicht darüber hinweg, dass wir gesamtdeutsch in einer Reaktionsperiode angekommen sind. Diese beschreibe ich mit einem Sarkasmus Stasigeschrei hinten, Stasigeschrei vorn, dazwischen Arbeitsabbau, Sozialabbau, Kulturabbau, Solidarabbau, Aushöhlung des Grundgesetzes, Kriminalisierung politischer Gegner und, eifrig bagatellisiert, Naziträume in der Bundeswehr.
Ich habe den Komplex: "Heinrich, mir graut vor dir!", der ja die Gretchenfrage: "Wie hältst du's mit der Religion?" voraussetzt, mit einer "Schutzred" und der Blasmagorie "Hupf" bezeugt. Beide Texte wurden mit Ignoranz abgetan.
Deshalb fasse ich noch einmal zusammen: Ich sah in der DDR die schutzwürdige Alternative zur bisherigen deutschen Geschichte. Die Doktrin vom Unrechtsstaat DDR trage ich nicht mit. Niemand kann an IM-Heinrich einen persönlichen Karriere-Knick reklamieren. Wenn es mich nicht so verdrösse, so könnte ich diese Tatsache mit mehreren Exempeln schriftlich vorweisen.
Das Ausmaß an konkurrenzmotivierter Verwüstung und geistiger Verelendung in den deutschen Ostprovinzen n a c h dem Einrücken der West-Besatzungsmacht, das ich vorausgesehen habe, setzt mich ins Recht.
In der DDR wurden keine Kindergärten entsorgt, keine Theater geschlossen, keine Bibliotheken dichtgemacht und keine Bücher auf den Müll geworfen.
Mir wurde nahegelegt, "freiwillig" aus dem PEN auszuscheiden.
Mit der Entfernung von Menschen aus Akademien und ähnlichen Kultureinrichtungen hat man in Deutschland tausendjährige Erfahrungen. Die seligmachende Kirche brachte es auf einen Index verbotener Bücher. Die gutbezahlten Zuarbeiter der Gauck-Behörde brachten es auf einen dicken Katalog von Unpersonen. Wenn etwas gegen den Geist der PEN-Charta verstößt, dann ist es diese inquisitorische Umtriebigkeit.
Sollte eine Mehrheit in dieser Assoziation dem Wunsche einiger Hyperboliker nach einer Verschmelzungs-Morgengabe nachgeben wollen, so soll man den demokratischen Schein wahren, und mich aus dem PEN hinauswählen. Das wäre dann immer noch eine Handlung unter erpresserischen Umständen.
Um Kolportagen entgegenzutreten, behalte ich mir vor, diese Stellungnahme zu veröffentlichen.

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