Eine Trauerarbeit, die zu leben hilft

von Eckehard Diewelt

Der Autor und sein Verlag haben den Zeitpunkt des Erscheinens gut abgepasst, denn auf den Märkten werden die Grabsträuße angeboten und viele Leute sind gehalten, über ihre Verstorbenen nachzudenken.

Für den Autor, langjähriger Verlagslektor und Sozialarbeiter, war ein Schlaganfall im letzten Jahr Veranlassung, sein Leben zu bilanzieren und er fasste auch den Mut, eine fast vierzigjährige Liebe öffentlich zu machen.

Und so nehmen die Leser teil, wie es einem ergeht, der hilflos zusehen muss, wie sein liebster Mensch sich bis zum Tod quälen muss.

Und er vergleicht dies mit dem Sterben des sogenannten Gottessohnes. Was sind Geißelung und Kreuzigung bis nachmittags um Drei gegen die wochenlangen Todesqualen anderer Menschen?

Und seine Attacken richten sich auch gegen andere katholische Heiligtümer, zum Beispiel einen Papst, der sich vor allem als Verteidiger des Glaubens verstand und alle Anfechtungen dem Teufel zumaß.

Wie von Hiob oder Jeremia bekommt der liebe Gott den Zorn eines Gläubigen zu hören. Doch wie sagt man, solange man Gott noch beschimpft, sieht dieser sich ernst genommen und bleibt lebendig.

Einhorn erinnert sich der Beispiele seiner alten "Gefährten": von Orpheus, Jeremia, Jeschua ben Joseph bis zu Federico Garcia Lorca.

Einhorn beschreibt uns, wie die ganz alltäglichen Dinge ihm helfen, sich mit dem Verlust abzufinden und wie sich selbst seine alten Katzen als Therapeutinnen bewähren. So wird sich für ihn das Leid mehr und mehr in Lieder verwandeln.

Und er hat wieder einen Blick für die weite Welt, für die Aktivitäten für Umwelt und Natur .

Einhorn überzeugt uns mit dem Witz und der Genauigkeit alltäglicher Beschreibungen und es bleibt nicht aus, das sich Ironie und Sarkasmus in die Dispute mit dem "ieben Gott" mischt.

Aber das Leben geht für den Autor weiter und er wird eher bereichert im Erinnern des Verlorenen, der - so beschworen - mit ihm weiter am Leben bleibt..