
Ursel Dirlam
Für Erich Köhler
Dem Machtwort der Stille widersprechen,
Sagen, dass wir uns siezten,
Mit einem Blick strich er Banales
Aus hochglühenden Texten,
Der Lebensverbesserer, der
Poesie zur Macht erheben
Und wirklich nicht wählen wollte
Zwischen den Unordnungen der Welt.
Zukunftsgeltung
hat das Wort von ERICH KÖHLER, der am
16. Juli 2003 verstarb. So wie der Menschheit einziger Ausweg, die Erfüllung der historischen Mission der Klasse ausgebeuteter, lohnabhängiger Arbeiter der Kommunismus ist - so ist darin der Weg zu einer neuen Menschlichkeit vorgezeichnet. Nichts anderes hat uns der Schriftsteller hinterlassen. Sein Wort von der Menschwerdung II weist allen Kommunisten den Weg, der jetzt in der Zeit der Rohheit und schärfster Klassengegensätze weltweit, zu gehen ist. Noch ist es nicht soweit. Noch rechnen wir eindimensional
die Wahrheit trocken vor. Dabei "kann man Kommunismus nicht herbei rechnen. - Den muss man herbei singen" (E.KÖHLER). Der Schlüssel ist die Kultur: Die Schaffung des Bewusstseins für einen Sinn im menschlichen Leben, der dem Menschen erst die unermessliche Schönheit seiner Eigenart eröffnet. Das ist zuerst der Kommunisten Sache.
Der Menschwerdung erste Phase durch die Arbeit ist abgeschlossen, jetzt muss die zweite Phase folgen, die allein den Sieg gegen bürgerlichen, kapitalistischen "Pragmatismus" bringen kann.
Ihm wäre es nicht recht gewesen, auf der Titelseite zu stehen. Größer als die Trauer um ihn ist die Fröhlichkeit, dass es Menschen wie ihn gab und gibt (tw)
Das Kleine Blatt Nr. 18 Juli / August 2003
auf den Internet-Seiten
von Erich Köhler zu finden:
»Zueignung«
an die Leser dieser Homepage
Sehr Geehrte,
ich, Erich Köhler, geb. 28.12.1928 in Karlsbad, bin gelernter Bergmann und habe
am Bergtechnikum zu Freiberg (Sachsen) die Befähigung zur Führung bergmännischer
Arbeiten erworben. Später, die Wismut AG (Uranerzbergbau) war bereits aufgelöst,
wurde ich Mitbegründer einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft in
Mecklenburg. Neben der Landarbeit betätigte ich mich literarisch, studierte am
Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig und erwarb ein einschlägiges Diplom
der Leipziger Karl-Marx-Universität.
Nachstehend aufgeführte Werke erweisen mich als einen in Hesiodischer Tradition
stehenden Autoren. Zum Begriff des Hesiodischen Näheres in CREDO.
In den Siebziger und Achtziger Jahren des 20sten Jahrhunderts war ich zudem inoffizieller
Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.
Eine nach der katastrophalen Wende 1989 eingerichtete
politische Rufmordbehörde will, daß ich nicht mit meinem bürgerlichen
Namen in die Literaturgeschichte eingehe, sondern als IM Heinrich.
Dagegen setze ich mich zur Wehr. Da ich infolge dieser Rufmordkampagne fast aller öffentlichen
Möglichkeiten benommen wurde, so benutze ich die Möglichkeit, die mir das
Internet bietet, zu meiner Verteidigung.
In der Hoffnung auf Objektivität der Leser dieser Seiten zeichne ich:
Erich Köhler
Erinnerungen an Erich Köhler
»Aber da war keiner, da war auch nicht einer«
aus: »Ach bitte, ich will
nur zehn Gramm Leben«
Gäste auf Erden
von Hinnerk Einhorn
"[...]Ich wuchs unter Proletariern auf. In unserer Stube wurde immer politisiert. Bei uns logierten Emigranten aus dem REICH,
bevor sie nach Spanien in die Schlacht weiterzogen. »Stalin bricht Hitler das Genick« war mir schon als Zehnjährigem Gesetz. Mein Spielhaus war das Heim der Arbeiterjugend in Karlsbad-Fischern. Der EINMARSCH war für
mich schon ein Spuk, bevor ich wußte, was Spuk ist. [...] Die meisten meiner Altersgenossen mußten noch in letzter Stunde einrücken, viele von ihnen kehrten nicht mehr zurück. Ich wurde bei der Musterung
zurückgestellt. Das Bedauern, das ich dabei allerdings empfand, entsprang dem verletzten Selbstwertgefühl des physisch abqualifizierten Jugendlichen. Vom Bombenhagel im Hinterland blieb ich verschont. Alle, die es
härter traf, sie mögen mir verzeihen. Den Sowjetsoldaten verdanke ich die Befreiung meines Vaters aus dem Zuchthaus. Der Zwang zum Umdenken vom Undenken entfiel bei mir.[...]"
aus: "Das Zeitloch"
veröffentlicht in "Nichts gegen Homer" (1986)
"[...]Als in Berlin 200 000 oder mehr Intellektuelle gegen etwas demonstrierten, aber nicht wussten wofür,
da stand ich auf dem Güllerost inmitten unserer Aufzuchtrinder. Diese wollten gefüttert, gepflegt, betreut, getätschelt werden.
Mein 'Sozialismus mit menschlichem Antlitz' war in diesem Fall den Tieren zugewandt."
aus:
"CREDO oder 'Wie gleiches Streben Held und Dichter bindet'", 2000)
"[...]Die Geschichte hat uns nicht mehr als 40 Jahre Lehrzeit zugebilligt.
Sie hat weltweit keine vierzig Jahre Lehrzeit mehr übrig. Die Perspektive heißt: Sozialismus oder Barbarei. [...]"
aus:
"Die Frösche"
Diskussionsbeitrag zum Parteitag der PDS Dez.1991
"[...]Was mich betrifft, so bin ich mit der DDR untergegangen.
Der Aufforderung, mich mit einer neuen Art Ankunftsliteratur
(Ankunft im bürgerlichen Alltag) herauszumachen, kann ich nicht folgen [...]"
aus einem Leserbrief Erich Köhlers an die Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ) Dezember/1995